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Am 13. Mai 2001 wurde mit der Sprengung des Troisdorfer Kaiserbaus ein langes Kapitel rheinischer Kulturgeschichte ein für alle Mal abgeschlossen.

Für Kunsthistoriker und Archäologen war es immer ein Rätsel, wie dieses Werk entstehen konnte. In mühevoller Schwerstarbeit wurden riesige Betonquader millimetergenau aufeinander geschichtet. Sie formten ein gigantisches Monument, das bei klarem Verstand und wolkenlosem Himmel weit über die Kölner Bucht hinweg bis hin zur Raumstation Mir zu beobachten war.

Allein in einer Richtung betrug die Entfernung vom Mittelpunkt des Kaiserbaus bis zum äußersten Rand des Universums 15 Milliarden Lichtjahre. Der Bau stabilisierte Massenbewegungen und bildete das wesentliche Fundament der Allgemeinen Relativitätstheorie. Er übte eine unvergleichliche Faszination auf die Bevölkerung aus. In der Blütezeit des Kaiserbaus wollte plötzlich jeder Kaiser heißen, von Hamburg über Mannheim bis zum Kaiserstuhl, vom Versicherungsvertreter bis zum Fußball-Titan.

Über das genaue Alter des Bauwerks wissen wir wenig. Es mischen sich Stilelemente des romantischen Kubismus mit der barock anmutenden Handschrift moderner Baumeister, die klassizistische Anlehnungen an den Neopositivismus der zwanziger Jahre längst überwunden zu haben scheinen. Vergleiche mit dem Wittgensteinbau und dem Hundertwasserhaus lassen sich allenfalls auf die äußere Form beziehen. Sie treffen nicht den Kern.

Nach jüngsten Schätzungen ist die Entscheidung für die Errichtung des Baus bereits in prähistorischer Zeit gefallen. Mit neuen Analysemethoden lassen sich Zeitspannen vom Niederpleistozän zum Kofferradiokarbon nachweisen. Es ist unverständlich, warum diese Untersuchungen nicht durchgeführt wurden.Ebenso schwer zu verstehen ist es, warum die Verantwortlichen im Rat der Stadt trotz stummer Proteste aus der Bevölkerung sich nicht zu einer Erhaltung des Kunstwerks entschließen konnten. Und dies, obwohl mit einer großangelegten Aktion des weltbekannten Künstlers H. A. Schult die Kulturszene der gesamten Region mobilisiert wurde und im Nachbarort Sankt Augustin-Menden die Hochhauskunst seit Jahr und Tag mit beispiellosem Engagement vorgelebt wurde.

Man kann nur hoffen, dass dem Mendener Kaiserbau dieses Schicksal erspart bleibt.








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